Iris Schlagheck-Weber
Ein würdevoller Abschied
Nach einer austherapierten Parkinson-Erkrankung, mehreren schweren Stürzen und seiner Aussage, dass er am Ende sei und keine Kraft mehr habe, war für uns als Familie im Corona-Frühling 2020 klar, dass mein Vater nicht mehr zu Hause betreut werden konnte. Genauso groß war jedoch unsere Verunsicherung. Im Krankenhaus hätte man nichts mehr für ihn tun können und er wäre dort pandemiebedingt komplett isoliert gewesen. Das wollten wir nicht. Umso größer war die Erleichterung, als das Hospiz am Quirlsberg uns zusagte, ihn aufzunehmen.
Er hat seine letzten Wochen in einem wunderschönen Zimmer mit Blick ins Grüne verbracht, umgeben von stets freundlichem und aufmerksamem Personal. Besuche waren jederzeit erlaubt. Acht Tage vor seinem Tod sagte ich ihm, dass er nach Hause könne, wenn er wolle. Er verneinte jedoch und sagte, er fühle sich wohl und gut umsorgt. Dies gab mir eine große Ruhe.
Gestorben ist er friedlich, schmerzfrei und würdevoll. Vor dem Eintreffen des Bestatters hatte ihn das Hospizpersonal gewaschen, umgezogen und mit Rosenblättern bedeckt, auf seinem Nachttisch standen eine brennende Kerze, ein Kreuz und die Fotos seiner Enkelkinder, die er sehr geliebt hat und mit denen er bis zum Beginn seiner grausamen Krankheit so viel Spaß hatte.
Für meine Mutter, seine Jugendliebe, und mich als anwesende Angehörige war dieser letzte Moment sehr tröstlich, zumal auch die Mitarbeitenden nacheinander noch einmal in das Zimmer kamen und uns ihr Beileid aussprachen.
Für uns als Familie war bereits lange schmerzvoll klar gewesen, dass wir meinen Vater gehen lassen müssten, aber der Aufenthalt im Hospiz am Quirlsberg hat gezeigt, dass es auch einen entspannten und fast schon angstfreien Abschied geben kann. Besonders angetan waren wir von der Tatsache, dass die Bewohner als Gäste und nicht als Patienten bezeichnet und betrachtet werden.
Stellvertretend für meine gesamte Familie möchte ich auch heute, ein Jahr nach dem Tod meines Vaters, noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an das Hospiz-Team und den betreuenden Palliativmediziner Dr. Laske richten. Sie alle haben uns den Abschied erleichtert und gezeigt, dass es im Hospiz weniger um das Sterben als um „leben bis zuletzt“ geht.
Iris Schlagheck-Weber, im Sommer 2021