Das Hospiz am Quirlsberg begleitete seit der Eröffnung im Jahr 2020 mehr als 550 Menschen auf dem letzten Lebensweg.
„Leben bis zuletzt“ - unter diesem Leitgedanken eröffnete vor fünf Jahren das stationäre Hospiz am Quirlsberg. Seitdem ist die Einrichtung des Gesundheitscampus Quirlsberg zu einer festen Institution im Rheinisch-Bergischen Kreis geworden. Schwerstkranke Menschen können hier ihre letzte Lebensphase in Würde verbringen. Ein engagiertes Team sorgt für eine Atmosphäre der Geborgenheit und individuellen Betreuung. Zahlreiche bewegende Begegnungen, interessante und lustige Anekdoten und auch eine große Krise erlebten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Eröffnung bis heute.
Insbesondere die Anfangszeit war besonders spannend, erinnert sich Pflegedienstleiterin Monika Meihack: „Ich weiß noch, wie aufgeregt und bis in die Haarspitzen motiviert wir waren. Überall waren noch Handwerker unterwegs, gleichzeitig haben wir uns eingerichtet und an jeder Ecke gab es noch etwas zu tun. Das Team bestand aus Menschen mit völlig unterschiedlichen Charakteren und Eigenschaften, die sich zum größten Teil vorher nicht kannten, aber aus unterschiedlichen Gründen dem Hospizgedanken nachgehen und ihn leben wollten.“
Eine weltweite Krise schweißt das Team zusammen
Als sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade eingelebt hatten, mussten sie sich einer Herausforderung stellen, die so keiner erahnen konnte. „Wenige Wochen nach unserem Start begann die Corona-Pandemie“, so Meihack. Das in der gemeinsamen Zusammenarbeit noch junge Team meisterte diese unerwartete und wahrscheinlich größte Herausforderung der ersten fünf Jahre jedoch sehr gut. Meihack: „Wir sind zusammengewachsen und haben gelernt, unsere jeweiligen Stärken zu nutzen und gut aufeinander aufzupassen.“
Heute kümmern sich 20 examinierte Pflegekräfte, eine Hauswirtschafterin und eine Reinigungskraft individuell um jeweils acht Gäste. „Wir haben dadurch sehr viel Zeit für unsere Gäste. Das ist nicht vergleichbar mit den Personalschlüsseln in Krankenhäusern oder Senioreneinrichtungen“, erklärt Meihack. Viel Wert wird auf die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelegt. Eine Besonderheit außerdem: Das Anfangsteam ist nahezu unverändert geblieben. „Wir haben Zuwachs bekommen, aber gegangen ist in den ersten fünf Jahren keiner. Das wurde uns von anderen Hospizen, die wir in der Planungsphase besucht haben, ganz anders prognostiziert.“ Lediglich Monika Brecht, die im Hospiz für den Sozialen Dienst und die Koordination des Ehrenamts verantwortlich war, verabschiedete sich kürzlich in den wohlverdienten Ruhestand und übergab den Staffelstab an ihre Nachfolgerin Anna Maria Schulze.
Das Ehrenamt ist immer dabei
Schulze kümmert sich aktuell unter anderem um 35 Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich für das Hospiz und die Gäste engagieren. „Sie unterstützen uns auf unterschiedliche Weise und sind eine tolle Bereicherung für das Team“, sagt Schulze. Egal ob Aquariumspflege, Unterstützung bei Festen und Feiern oder der wöchentliche Kaffeeklatsch – das Ehrenamt ist fast rund um die Uhr zum Wohle der Gäste im Einsatz. „Weitere ehrenamtliche Hilfe ist jederzeit willkommen“, wirbt die Ehrenamtskoordinatorin. „Viele Tätigkeiten sind denkbar: Kochen mit den Gästen, künstlerische Betätigungen, Hilfe im Garten oder ein gutes Gespräch.“
Kooperationspartner
Ein weiterer wichtiger Baustein des Hospizes sind Kooperationspartner, allen voran die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die sich um die palliativmedizinische Versorgung der Hospiz-Gäste kümmern. „Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen“, sagt Monika Meihack. Gleiches gelte auch für die Kooperationen mit der Kirchengemeinde im Bereich der Seelsorge, benachbarten Krankenhäusern, den ambulanten Hospizdiensten, dem direkten Nachbarn Seniorenzentrum Haus An der Jüch sowie dem ambulanten Hospiz „Die Brücke“. Letzteres unterstützt das Hospiz bei Spendensammlungen und bei der Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtler.
Leben bis zuletzt
Der Leitgedanke des Hospiz am Quirlsberg prägt die tägliche Arbeit. „Der Gast steht immer im Mittelpunkt. Wir möchten bestmögliche Lebensqualität bieten. Das ist für alle Beteiligten das oberste Ziel“, betont Meihack. Dies bedeutet zum einen Pflege und z.B. die Linderung von Symptomen und Schmerzen, aber vor allem alles, was sich der jeweilige Gast wünscht und was das Leben lebenswert macht.
„Unsere Gäste haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche“, erzählt Meihack. „Einige wünschen sich Ruhe, etwa nach einem langen Krankenhausaufenthalt. Andere schätzen die vielfältigen Aktivitäten, die wir hier regelmäßig anbieten, wie etwa Massagen oder Klangschalen- und Musiktherapie. Und wir feiern viel: Karneval, Oktoberfest oder Weihnachten, dazu Livemusik und Geburtstagspartys - bei uns ist immer etwas los.“
Und auch Sonderwünsche erfüllt das Hospiz-Team sehr gerne. „Ein Gast wollte jede Nacht um drei Uhr einen großen Eisbecher essen. Und den hat er von uns auch bekommen“, erinnert sich Meihack an eine von vielen Anekdoten. „Wir versuchen, alles zu ermöglichen.“ Bei besonderen Wünschen unterstützen die verschiedenen Wünschewagen aus der Region. Sei es eine Fahrt ans Meer, ein Besuch im Fußballstation oder das Wiedersehen mit der weit entfernt lebenden besten Freundin.
Gäste und Angehörige
Gäste und Angehörige schätzen die positive Einstellung zum Leben im Hospiz. Meihack: „Ein Gast sagte zu mir: ‚Es ist schön, dass hier so viel Leben stattfindet, wir sind ja schließlich noch da.‘ Das bringt es gut auf den Punkt.“ Im Hospiz spielt sich die gesamte Bandbreite des Lebens ab. „Wir haben viele verschiedene Familienkonstellationen kennengelernt, die nicht immer von Harmonie geprägt waren. Freundschaften sind entstanden, wir haben gemeinsam die Geburt von Enkelkindern gefeiert, genauso Hochzeiten und auch Scheidungen haben wir schon miterlebt.“
Ein Highlight ist der jährlich stattfindende Spendenritt von Kindern zugunsten des Hospizes mit Renate Bock und ihren Pferden. Am Ende der Wanderung von Moitzfeld zum Hospiz dreht traditionell ein Pferd oder Pony eine Runde durch die Räumlichkeiten und schaut bei den Gästen sogar direkt am Bett vorbei. Meihack: „Tiere sind bei unseren Gästen gern gesehener Besuch.“ Neben Pferden waren schon Alpakas, Eulen und Greifvögel zu Gast. Hund Sam besucht das Hospiz zudem zwei Mal pro Woche. Der Umgang mit Angehörigen ist im Vergleich zu den Gästen noch einmal eine ganz andere Aufgabe. „Es ist manchmal sehr herausfordernd, wenn der Gast gedanklich im Sterbeprozess schon deutlich weiter ist als seine Angehörigen“, sagt Meihack. „Es ist uns bislang aber meist sehr gut gelungen, die Angehörigen auf dem Weg des Loslassens zu begleiten und zu unterstützen. Wir haben viele schöne Begegnungen mit Familien gehabt, mit denen wir teilweise heute immer noch in Kontakt stehen.“ In fünf Jahren begleitete das Team mehr als 550 Gäste auf dem letzten Lebensweg. Meihack: „Wir haben als Team gelernt, mit unterschiedlichen Ritualen von unseren Gästen Abschied zu nehmen. Jeder einzelne Gast und seine Geschichte bei uns sind besonders.“
Wie viel Zeit den Gästen im Hospiz bleibt, ist sehr unterschiedlich – angefangen von wenigen Stunden bis zu elf Monate. Und einige ziehen sogar wieder aus. Bei zwei bis vier Gästen pro Jahr verbessert sich der gesundheitliche Zustand so sehr, dass sie wieder nach Hause gehen oder in eine Senioreneinrichtung umziehen können.“
Das letzte Zuhause
Die vielen schönen Geschichten mitten aus dem Leben der vergangenen fünf Jahre zeigen, dass das Hospiz kein Ort ist, an dem es nur um Tod und Trauer geht, sondern das letzte Zuhause mit allen emotionalen Facetten. „Viele Menschen können sich nicht vorstellen, in einem Hospiz zu arbeiten, weil es hier immer nur traurig sei“, sagt Meihack über das typische Außenbild von Hospizen. „Die Wahrheit ist: Bei uns wird ganz viel gelacht und wir erleben viele tolle Momente mit unseren Gästen und Angehörigen. Sie sind unverfälscht und offen, denn sie müssen sich nicht verstellen. Wir lachen über Jugendsünden und verpfuschte Tattoos oder erinnern uns gemeinsam an die erste große Liebe. Die Gespräche mit den Gästen sind der schönste und wertvollste Aspekt unserer Arbeit. Wir lachen gemeinsam und wir trauern gemeinsam.“
Eine Erfolgsgeschichte
„Das Hospiz ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Einrichtungsleiter Thomas Stokowy, der das Hospiz gemeinsam mit Pflegedienstleiterin Monika Meihack verantwortet. „Der Bedarf an Hospiz-Plätzen in der Region ist seit unserem Start unverändert hoch. Wir leisten hier einen wichtigen Beitrag für die palliative Versorgung im Rheinisch-Bergischen Kreis“, so Stokowy.
Für Sebastian Haeger, Geschäftsführer des Gesundheitscampus Quirlsberg, ist das Hospiz ein elementarer Bestandteil des ganzheitlichen Versorgungsmodells. „Mit dem Hospiz unterstreichen wir unseren Anspruch, in jeder Lebenslage ein verlässlicher Partner für die Menschen in der Region zu sein“, so Haeger. „Ich gratuliere dem gesamten Team zum ersten kleinen Jubiläum, bedanke mich für die sehr gute Arbeit der vergangenen Jahre und wünsche für die Zukunft weiterhin alles Gute.“
Hintergrund: Das Hospiz am Quirlsberg
Das stationäre Hospiz am Quirlsberg in Bergisch Gladbach ist eine stationäre Einrichtung, in der schwerstkranke und sterbende Menschen in der letzten Phase ihres Lebens palliativpflegerisch sowie palliativmedizinisch versorgt werden, wenn eine ambulante Versorgung nicht mehr möglich ist und ein Krankenhausaufenthalt nicht mehr infrage kommt.
Das Hospiz verfügt über acht möblierte Gästezimmer, jeweils mit eigenem Bad, Internet und TV. Jedes Zimmer hat Zugang zu einer dem Gast zugehörigen Terrasse. Die große Gemeinschaftsküche und der Wintergarten geben die Möglichkeit für ein geselliges Miteinander, sofern der Gast dies wünscht. Angehörige, Freunde und alle, die dem Gast nahestehen, sind stets gern gesehen.
Eine Aufnahme ins Hospiz ist für die Gäste kostenlos. Der Großteil der Hospizfinanzierung wird durch die Kranken- und Pflegekassen getragen. Allerdings muss das Hospiz jedes Jahr fünf Prozent der laufenden Kosten selbst tragen und ist dafür, wie alle Hospize in Deutschland, auf finanzielle Unterstützung durch Spenden angewiesen.
Spendenkonto
Hospiz am Quirlsberg
IBAN: DE04 3706 2600 3601 0061 37